Am 22.07.2021 fand die zweite Ausgabe der in diesem Jahr neu eingeführten Expertengespräche statt. Nachdem die erste Veranstaltung das Thema Wasserstoff behandelt hatte, ging es nun um „Neue Ansätze für die Leipziger Mobilität“. Den 22 Teilnehmenden wurde in dem 90-minütigen Onlineformat ein Einblick in die aktuellen Projekte der Stadt Leipzig gegeben und durch die Vorträge von Referenten aus Mühlheim und der Hochschule Bochum ergänzt. Damit wurden vor allem neue Impulse für die Fortschreibung der Strategie „Leipzig – Stadt der intelligenten Mobilität“ vorgestellt.

Als erster Referent stellte Dr. Steffen Kutter von der Technischen Universität Dresden das Projekt ABSOLUT vor. Unter der Projektleitung der Leipziger Verkehrsbetriebe erproben u.a. die TU Dresden, das Verkehrs- und Tiefbauamt der Stadt Leipzig, die Leipziger Messe und die BMW Group das automatisierte Fahren im ÖPNV. In Seehausen entsteht zwischen Messe und BMW-Werksgelände ein digitales Testfeld für den Betrieb innovativer On-Demand-ÖPNV-Angebote, die eine bessere Erschließung der suburbanen Gebiete ermöglichen sollen. Das Projekt verfolgt unter anderem die Erarbeitung von Zulassungskriterien für automatisierte ÖPNV-Fahrzeuge als auch die Umsetzung neuester Fahrzeugsensortechnologien und hoher Automatisierungsgrade.

Anschließend gab Dr. Sven Wardenburg von der agiplan GmbH einen Einblick in das Konzept urbaner Micro-Hubs. Diese sind kleinflächige Depots für die Warenlogistik in Städten, die zu einer Reduzierung des innerstädtischen, motorisierten Straßenverkehrs beitragen sollen. Der zunehmende Online-Handel und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle führt zu einer stetig wachsenden Anzahl an Paketsendungen mit einer steigenden Belastung für den urbanen Verkehr. Micro-Hubs bieten einen innovativen Lösungsansatz von der „ersten bis zur letzten Meile“. Sie dienen als dezentrale Verteilstationen von Waren (2-3km Lieferradius), die die Verwendung kleiner, elektrisch betriebener Lieferfahrzeuge wie z.B. Lastenräder ermöglichen. Für die Dienstleister entstehen Vorteile zum Beispiel in der Verringerung der Touren aus Zentraldepots, für eine Stadt entstehen Synergie- und Skaleneffekte zum Beispiel durch die gemeinsame Nutzung der Depots durch mehrere Dienstleister. Zu dem Thema wurde von der IHK Mittlerer Niederrhein ein Handbuch veröffentlicht.

Im dritten Vortrag der Veranstaltung stellte Dr. Sebastian Finke von der Hochschule Bochum Mikromobilität als wichtigen Bestandteil der Verkehrswende vor. Seit 1990 hat sich die Treibhausgasemission des Verkehrssektors kaum verändert. Städtische Verkehrssysteme stehen vor den Herausforderungen der Überlastung, der Luftverschmutzung, des begrenzten Parkraums oder der Lärmbelastung, welchen mit Konzepten elektrisch betriebener Mikromobilität entgegengewirkt werden kann. Zur Mikromobilität zählen e-Tretroller, e-Fahrräder oder auch e-Motoroller, die mit nachhaltigen Lebenszyklen eine viel geringere Ökobilanz aufweisen können als der motorisierte Individualverkehr oder Busverkehr. Die Hochschule Bochum beschäftigt sich hierzu mit Nachhaltigkeitsanalysen zu neuartigen Geschäftsmodellen und der Erprobung von Demonstratoren in sogenannten Reallaboren. Um die Fragestellungen der Öffentlichkeit näher zu bringen, wurde vor Kurzen eine Studie zum E-Scooter-Sharing veröffentlicht. Außerdem veranstaltet die Hochschule eine Deutschlandtour zum Test der wissenschaftlichen Erkenntnisse und zum Austausch mit regionalen Akteuren. Die Tour wird u.a. auch in Leipzig am 27.08.2021 Halt machen.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete Jan Becker vom Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Leipzig, der die bisherigen Maßnahmen und Anstrengungen der Strategie „Leipzig – Stadt für intelligente Mobilität“ kurz vorstellte. Die Unternehmen CleverShuttle oder NextMove sind Beispiele für eine erfolgreiche Arbeit in den letzten Jahren, an der nun mit der Fortschreibung der Strategie angeknüpft werden soll. Dabei bedient sich die Stadt auch dem europäischen Erfahrungsaustausch durch das 2050CliMobCity-Projekt. Bei diesem Projekt werden neue Impulse aus dem Bereich der Wissenschaft entwickelt und Best Practices europäischer Städte international ausgetauscht.

Alle Bürger/innen sowie Unternehmen sind nun aufgerufen, konstruktive und zielführende Ideen und Angebote beim Amt für Wirtschaftsförderung zu hinterlegen (jan.becker@leipzig.de).

Wir bedanken uns vielmals bei allen Referenten für die informativen und kurzweiligen Vorträge und bei den Teilnehmenden für ihr Interesse. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen beim nächsten Expertengespräch.

 

Foto: Easymile