6. Expertengespräch – Solarstandort Sachsen? Potentiale und Herausforderungen.

Am 01.06.2023 lud der NEU e.V. zum 6. Expertengespräch (online) ein. In der ersten Ausgabe dieses Jahres ging es um die Entwicklungen in der deutschen Solarindustrie und speziell um Potentiale und Herausforderungen in Sachsen als auch der mitteldeutschen Region.

Die Veranstaltung bot den knapp 30 Teilnehmenden einen Einblick in das Thema aus Sicht des Sächsischen Staatssekretärs für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, Herrn Dr. Gerd Lippold, aus Sicht des Leiters des Fraunhofer-Centrums für Silizium-Photovoltaik, Herrn Prof. Dr. Ralph Gottschalg sowie aus Sicht der Senior Sales Managerin der Meyer Burger GmbH, Frau Petra Schmigalle.

Dr. Lippold stellte im ersten Beitrag die besondere Stellung der Solarindustrie für Sachsen und Mitteldeutschland heraus und verwies auf die großen Abhängigkeiten nach Asien sowie die Konkurrenz um Investitionen mit den USA. Als größte Herausforderungen sieht er den Ausbau von Wertschöpfungsstufen (u.a. Zellen, Basismaterialen, Wafer) und Skaleneffekten. Dabei spielt vor allem der Vorsprung in der Forschung und Entwicklung eine große Rolle, welche beispielsweise in der sächsischen Halbleiterindustrie liegen, aber auch in der bereits vor über 10 Jahren vorherrschenden Solarindustrie in Mitteldeutschland. Eine Finanzierung bzw. Förderung wird künftig nur über europäische Programme möglich sein. Diese wird in Europa insbesondere vom Freistaat Sachsen bzw. vom Ministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft aktiv auf verschiedenen politischen Ebenen vorangebracht.

Prof. Dr. Ralph Gottschalg ging danach in seinem Beitrag verstärkt auf nachhaltige Entwicklung der Photovoltaik ein, wobei er zunächst aktuellen Potentiale skizzierte. PV bietet neben einer kostengünstigen Stromlösung auch die Sicherung der eigenen Energiesouveränität sowie die Unterstützung des Strukturwandels in unserer Region. Mit einer von der Bundesregierung angedachten Jahresinstallation von übe 20GW bedarf es dabei rund 3000 Großsysteme mit 60 Millionen Modulen sowie über 100.000 neue Arbeitsplätze in den Bereichen Planung, Entwicklung und Bau. Anschließend relativierte Herr Gottschalg in seinem Vortrag einige Vorurteile bezüglich der PV-Technologie wie dessen Energierücklauf und Materialeinsatz sowie die Abhängigkeiten in den globalen Lieferketten. Letztere könnten vor allem durch eine regionale Bündelung von Kompetenzen und der Produktion nachhaltiger und unabhängiger gestaltet werden. Die Frage, die sich dabei stellt, ist wie der Nutzen für die Region damit maximiert werden kann.

Im dritten Beitrag der Veranstaltung veranschaulichte Frau Petra Schmigalle anhand der Meyer Burger GmbH die vorhandenen Anziehungspotentiale der mitteldeutschen Region sowie künftige Entwicklungstrends. Als ursprüngliches Unternehmen in der Herstellung von Präzisionsmaschinen für die Uhrenindustrie hat es sich zu einem führenden Hersteller hocheffizienter Solarzellen und -module entwickelt. Die Meyer Burger GmbH fertig dabei in Deutschland Zellen (Bitterfeld-Wolfen) und Module (Freiburg) mit weiteren Forschungsstandorten in Hohenstein-Ernstthal und der Schweiz. Ihren Spitzenplatz in der globalen Solarindustrie erreicht das Unternehmen durch dessen Technologievorsprung, u.a. mit der Heterojunction-Technologie, und einer marktführende Produkt- und Leistungsgarantie. Dabei greift die Meyer Burger GmbH auf ein Netzwerk an Unternehmen zurück, wovon rund 91% in Deutschland ansässig sind und produzieren. Insbesondere in Mitteldeutschland finden sich aufgrund der vor 10-15 Jahren boomenden Solarindustrie eine gut ausgebaute Infrastruktur als auch ein Pool an gut ausgebildeten Fachkräften in der Branche. Ein weiteres Plus stellen die in der Region und Berlin ansässigen Forschungseinrichtungen dar.

Die von den ReferentInnen bereitgestellten Präsentationen können Sie nachfolgend noch einmal einsehen und herunterladen.

01 – Nachhaltige Entwicklung der PV – Prof. Dr. Ralph Gottschalg
02 – Die Meyer Burger GmbH – Petra Schmigalle

Wir bedanken uns bei den Vortragenden für die detaillierten und kurzweiligen Beiträge sowie bei den interessierten ZuhörerInnn.