Das 4. Expertengespräch des NEU e.V. fand am Donnerstag, den 12.05.2022, unter dem Titel „Schwammstadt Leipzig? – überregionale Perspektiven und Umsetzungsmöglichkeiten wassersensibler Stadtentwicklung“ statt. Erneut wurden von den eingeladenen Referenten Perspektiven zum Thema aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung aufgezeigt.

Jan Hendrik Trapp vom Deutschen Institut für Urbanistik (difu) mit Sitz in Berlin, informierte in seinem Impulsvortrag über die Potenziale des Konzeptes blau-grün-grauer Infrastrukturen unter dem Einfluss zunehmender Extremereignisse des Klimawandels. Er betonte die veränderten Akteurs- und Flächendynamiken im Zuge dieser Transformationsprozesse und schlug den Bogen zu der Integration dieser veränderten Anforderungen in kommunale Planungsprozesse. Am Beispiel des Forschungsprojekts netWORKS stellte der studierte Soziologe Impulse und Tools für eine solche Integration in einer informellen Vorplanungsphase vor. Hier ist die Partizipation jeglicher Akteure, vor allem auch nicht fachlicher, ein Schlüsselfaktor – mit dem Ziel eine Stadtentwicklung zu schaffen, die auf Klimagerechtigkeit für alle Gruppen der Gesellschaft abzielt.

Herr André Berthold von den kommunalen Wasserwerken der Stadt Leipzig ging auf die Perspektive der Verwaltung wassersensibler Stadtentwicklung in Leipzig und der Region ein. Er zeigte die Strukturen auf, mit denen die Stadt den Herausforderungen für die Wasserversorgungssicherheit angesichts des Klimawandels begegnet. Wissenschaftliche Kooperationen schaffen hier die Grundlagen zu dynamischen Modellen, die demographische, technische und klimatische Faktoren zusammenbringen, welche die Berechnung von verlässlichen Projektionen für die Versorgungssicherheit ermöglichen. Der zweite Teil des Vortrags des Wasserwirtschaftsingenieurs beleuchtete die Impulse, die die Wasserwirtschaft zur Stadtentwicklung geben kann. Hier wurde beispielhaft die kommunale Anpassungsstrategien für wassersensible Infrastrukturen in Leipzig (KAWI-L) in der Kooperation zwischen kommunalen Wasserwerken, Verkehrs- und Tiefbauamt und Amt für Umweltschutz vorgestellt, deren Struktur sich aus Risikomanagement, zum Beispiel mit dem Ergebnis einer Starkregengefahrenkarte, Stadtentwicklung und Öffentlichkeitarbeit zusammensetzt.

Als Vertreter der Wirtschaft konnten wir den Umweltingenieur Herrn Dr. Harald Sommer vom Ingenieursbüro Sieker GmbH aus Hoppegarten bei Berlin begrüßen. Er referierte zum Wassermanagement in der Praxis, im Detail zum Sponge-City Konzept. Bausteine des Konzepts wurden an Projekten aus der Praxis erklärt, deren Haupteigenschaft die starke Förderung von Versickerungsanteilen ist. Verschiedenste Bausteine der Bewirtschaftungskaskaden, die von Baumrigolen, Dach- oder Fassadenbegrünung profitieren, wurden technisch beleuchtet, um mit Beispielmodellierungen der klimatischen Vorteile solcher wassersensiblen Infrastrukturen zu schließen.

Durch die Impulsvorträge wurde deutlich, dass die Konzepte zur technischen Umsetzung, ebenso wie Strategien zu ihrer Implementierung in der Stadtentwicklung gegeben sind. Allerdings fehlen die etablierten Austauch- und Netzwerkstrukturen, die eine, im Angesicht des Wassermanagementdoch so nötige, flächendeckende Umsetzung als Standard etabliert.