2. Kolloquium „Thermische Seewassernutzung in der Region Leipzig“ zieht vielfältige Akteure an

Am 14.12.2022 konnte im Rahmen des von der Stadt Leipzig geförderten Projekts zur Thermischen Seewassernutzung das 2. Kolloquium in der Nähe des Kulkwitzer Sees durchgeführt werden. Nachdem das erste Kolloquium im Mai dieses Jahres bereits eine Vielzahl an Akteuren anzog, fanden sich nun wieder zahlreiche Teilnehmende aus Verwaltung, Industrie- und Dienstleistungssektor sowie der Forschung zusammen.

Im Fokus der Veranstaltung standen diesmal neben der Vorstellung der Vakuum-Flüssigeis-Technik als eine Technologie zur Nutzung von Wärme aus Oberflächengewässern insbesondere Statements des Sächsischen Staatsministeriums für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft (SMEKUL), der Sächsischen Energieagentur (SAENA), von Projektplanern sowie Akteuren der Fernwasserversorgung.

Den Anfang machte Dr. Mathias Safarik, Leiter Angewandte Energietechnik am Institut für Luft- und Kältetechnik gGmbH (ILK) in Dresden. Er stellte in einem kurzweiligen Vortrag die technischen Details, Anwendungsfelder und Nutzungspotentiale der am ILK entwickelten Vakuum-Flüssigeis-Technologie vor. Diese setzt auf das Kühlmittel Wasser und schafft es, auch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt durch Druckverhältnisse Wasserdampf zu erzeugen und über die Kondensationswärme dem Wasserdampf Energie zu entziehen. Eine Pilotanlage wurde bereits in den letzten drei Monaten an der Mandau in Zittau getestet. Im nächsten Schritt soll die Technologie an einem See im Lausitzer Revier installiert werden.

Anschließend wurden von den Teilnehmenden Statements zur energetischen Nutzung von Oberflächengewässern abgegeben und in der Runde diskutiert. Die Ergebnisse können sich wie folgt zusammenfassen lassen.

Es besteht weiterhin ein großes Interesse an der Umsetzung von Projekten zur thermischen Nutzung von Gewässern in Verbindung mit kalten Wärmenetzen. Anbieter der Technologien als auch Projektplaner wollen ihren Kunden und in der Region im Allgemeinen diese Form der Wärmeerzeugung stärker nutzbar machen.

Seit dem letzten Kolloquium hat sich bereits einiges dazu getan. Das ILK Dresden konnte bei den Stadtwerken Zittau eine Pilotanlage für drei Monate am Fluss Mandau unter Betriebsbedingungen testen. Auf Seiten der Dienstleister kam es verstärkt zu Anfragen für Anlagen an Seen und Flüssen der ersten und zweiten Ordnung auch in Kombination mit weiteren regenerativen Energieträgern (z.B. Geothermie). Dabei reichen die gewünschten Dimensionen von Industriebetrieben und Hallenbädern mit 50-500 kW Energiebedarf bis hin zu Stadtwerken mit 10-100 MW. Des Weiteren können die Praxiserfahrungen aus den Niederlanden besser nutzbar gemacht werden. Neben einer Literaturrecherche gibt es nun auch Studienergebnisse zu Regeln der Aquathermie sowie eine umfangreiche Datenbank an Projekten.

Die Teilnehmenden konnten festhalten, dass es eine Vielzahl an geeigneten Technologien zur Nutzung der Oberflächengewässer gibt, es jedoch immer noch an Erfahrungswerten in unteren Wasserbehörden mangelt, ab welchen tatsächlichen Voraussetzungen Seethermie-Anlagen wasserrechtlich genehmigungsfähig sind. Dort sind kaum Kriterien und Handlungsempfehlungen vorhanden, was eine Standortbewertung weiterhin sehr individuell gestaltet. Außerdem wurde eine Anpassung bzw. Aktualisierung von Klimaschutzkonzepten und Neubewertung von Technologien unter Berücksichtigung der Energiepreisentwicklung angeregt.

Als wichtigen nächsten Schritt sehen die meisten Teilnehmenden eine Vermittlung von Kenntnissen in die Wissenschaft, Verwaltung und Wirtschaft. Es bedarf konkreter Umsetzungen, um Referenzen für Investoren und Behörden zu schaffen. Die Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) will in dieser Hinsicht ein Projekt initiieren, welches Gewässerkategorie spezifische Grenzen für anthropogene Temperaturveränderungen ermitteln soll. Die SAENA sieht sich dabei als Mediator zu den Landesbehörden, um die Thematik stärker in Förderprogramme einzubinden. Alles in allem müssten Potentiale an größeren Gewässern genutzt und Standorte mit einfacher Genehmigungsfähigkeit gesucht werden. Dann unter dem Aspekt der Gemeinschaftseffekte, die vor allem in dicht besiedelten Gebieten eine Auswahl an technologischen Lösungen erhöhen.

Diese Herausforderungen könnten mit dem Aufbau eines Aquathermie-Netzwerks für die mitteldeutsche Region angegangen werden, welches sich auf verschiedene Wasserquellen fokussiert und den Austausch der Interessengemeinschaft ermöglicht. So könnten Abstimmungen zur fachlichen Tiefe an Genehmigungsprozessen unternommen und Themen wie Technologien, Potentialermittlung, Risikobewertung, Marktbereitung oder auch Finanzierung behandelt werden.